Draupnir gefunden - Eine Skaldengeschichte

Bedacht von Gunivortus Goos als Beitrag für den Skalden-Abend des

Eldaring-Stammtisches Rhein-Main-Taunus „Fafnirs Hort“

Gehalten am Donnerstag, dem 20. April 2023

Das Thema Draupnir war für diesen Abend vorgegeben und die Organisation gab vorab folgende Information:

Wir kennen aus der Edda Draupnir, den goldenen Ring, von dem jede neunte Nacht acht weitere, gleich schwere Ringe abtropfen. Die Zwerge Sindri und Brokkr schufen ihn und schenkten ihn Odin. Odin wiederum opferte den Ring bei der Beerdigung seines Sohnes Balder. Balder gab Hermod den Ring als Erkennungszeichen und Beweis mit, als Hermod ihn in Helheim aufsuchte. Dann verliert sich die Spur Draupnirs… Hat Odin ihn wieder an sich genommen? Hat Hermod ihn behalten? Sitzt in irgendeiner tiefen Höhle irgendwo ein Wesen mit Draupnir in der Hand und murmelt etwas wie „Mein Schatzzz“ – und wenn ja, warum? Erlaubt sind alle Kunstformen, jeder Teilnehmer bekommt den renommiertesten Deutschen Kunstpreis und darf sich danach „Skalde von Fafnirs Hort“ nennen. Wir sind gespannt auf Eure Werke!!!

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Hier fängt meine Geschichte an….

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Ihr alle kennt schon die Geschichte des Zauberrings Draupnir. Die war ja vorgegeben. Ich möchte dazu nur noch einige Besonderheiten erzählen die viel weniger bekannt sind….

Zuallersrst….im Städtchen Thale im Harz gibt es auf den germanischen Mythenweg eine Nachbildung dieses Ringes, man könnte sogar sagen, eine Replik..

Dieser Ring hat einen Durchmesser von etwa einen Meter. Das gibt uns einen Eindruck der Körpergröße der Götter. Denn, wenn der Ringfinger einer germanischen Gottheit schon über einen Meter dick ist, dann könnt ihr ausrechnen, wie groß die Asen, Wanen und Riesen waren.

Die Berechnung überlasse ich euch, selber war ich nie wirklich ein Ass in Mathe.

Ab und zu wird zwar behauptet, es soll einen Armring gewesen sein. Das gäbe dann wieder eine andere Berechnung. Aber die Behauptung ist recht luftig.

Aus der Gylfaginning, ihr weißt schon, der erste Teil der Prosa-Edda, wissen wir, dass Draupnir aus Gold hergestellt war: Jedensfalls steht in der Übersetzung von Arnulf Krause, wo der tote Balder auf dem Scheiterhaufen liegt:

„Odin legt den Goldring auf den Stapel, der Draupnir heißt.“

Ich nehme dabei an, dass es hier der Name des Ringes ist, und nicht der Name des Scheiterhaufens.

Trotzdem, der Ring wurde wohl nicht nur aus Gold hergestellt. Man könnte das eigentlich schon erahnen. Dabei mag man sofort denken an den Met, dessen wichtigste Zutat der Weise Kvasir war, der dazu von Zwergen ermordet wurde, bevor er zu Met verarbeitet wurde….

Zwerge eben, und auch Draupnir wurde von Zwergen gemacht!

Nun wird in der Edda, in der Völuspá, bei der Aufzählung der Zwerge ein Zwerg erwähnt…. der hieß Draupnir. Den Rest könnt ihr euch dabei schon denken. Das möchte ich deshalb auch nicht als Bild darstellen.

Aber gut, ein goldener Ring also.

Das scheint aber nicht jeder oder jede richtig verstanden zu haben. Sie mal, was hier angeboten wird:

An verschiedenen Stellen in der nordischen Mythologie wird erzählt über Gestaltwandeln. Loki konnte das besonders gut. Aber der Zauberring Draupnir kann auch seinen Form ändern. Zum Besipiel kann es den Form einer Maus annehmen. Seht mal dieses Bild:

Wenn jemand von euch jetzt für den Computer eine neue Maus kauft, natürlich so eine wie auf dem Bild, dann achtet darauf, ob nach neun Tagen acht identische Mäuse daraus tröpfeln. Wenn das nicht der Fall ist, macht den Kauf rückgängig, dann ist es ein Fake.

Jetzt wird es etwas bizarrer .… wenn das noch möglich ist….

Die Hersteller eines Fantasy-Spiels haben vielleicht nicht verstanden, dass es sich bei Draupnir um einen Ring handelt…

Das ist doch klar einen Irrweg der Fantastik. Denn wissen wir hier alle, das Odins Speer auf Deutsch doch „der Schwankende“ heißt. (Gungnir)

Dieser Götter-Ring hat, außer dass von ihm regelmäßig Duplikate abtröpfeln, noch klar mehr Einfluss auf uns Menschen. Wer gute göttergleiche Ohren hat, der kann die Musik hören die Draupnir aussendet…. hört selber….. und achtet am Ende gut darauf, wenn Odin anfängt zu singen…. er ist ja auch Poet und Barde….

Eine Warnung vorab….. solche Götterstimmen sind nicht für jedes menschliche Ohr geeignet. Es dauert nur 80 sekunden…

Ausschnitt aus https://www.youtube.com/watch?v=fU8cQsMcXBI

Aber genug derartige Fakten und Missverständnisse, meine Zeit schreitet voran und ich habe ja noch gar nicht erzählt wie sich Draupnir in unserer Menschenwelt entwickelte. Das kam so….

Nachdem Hermod seinen Besuch bei Balder in Helheim beendete, gab ihm Balder den Ring Draupnir. Odin sollte ihn wieder zurückbekommen. In der Mythos steht aber nichts darüber, dass dies auch geschah.

Ohne Hermod jetzt zu verunglimpfen, ganz im Gegenteil….. er hatte ja für Odin und Frigg gerade eine lange und beschwerliche Reise hinter sich, wird wahrscheinlich in den Mythen deshalb verschwiegen, dass er den Ring verlor. Einfach verlor. Kann ja gut passieren wenn man au ein hopsendes springendes, schnell galoppierendes Pferd sitzt.

Nun gehen richtige Zauberringe ja nie richtig verloren, das wird in Tolkiens Herrn der Ringe deutlich bewiesen.

Also, da gab es einen nicht-nordischen Gott namens Hortuslapis, der könnte gut eins meiner Ahnen sein, der zu der Zeit die Länder, die an Helheim grenzten, durchstreifte, auf der Suche nach Abenteuern und Schätzen. Den lateinischen Namen dieses Gottes mögt ihr selber ins Englische übersetzen, vielleicht gibt das ein AHA-Erlebnis.

Nachdem er seinen Götterkumpel Crom auf dessen eisigen Gottesberg besucht hatte, fand er auf den sumpfigen Weg nach Hause eben diesen Ring Draupnir. Oder vielleicht besser, der Ring fand ihm. Natürlich steckte er das Teil ein, vielleicht sogar gezwungernermaßen.

Als er dann während der weiteren Reise bemerkte, das dieser Ring sich vermehrte, kam ihm eine tolle Geschäftsidee in den Sinn.

Denn, wie jede und jeder weiß, auch Götter brauchen ja ein Einkommen, sie zahlen sogar Steuern. Jedenfalls, dieser Gott Hortuslapis passte den Ringen an, damit auch Menschen sie tragen konnten. Und er verkaufte und verkauft noch immer die vielen Ableger Draupnirs weltweit über Juweliergeschäfte. Wenn zwei Menschen heiraten oder sich auf andere Weise langfristig zusammentun, kaufen sie fast immer für beide einen Draupnir. Einfache Menschen leisten sich goldgelbe Ringe, auserwählte Menschen tragen Draupnire aus Weißgold.

(Bescheiden hebe ich hier meine rechte Hand mit Ring).

So ist das.