
Die Mallt-y-Nos ist eine weibliche Figur aus der walisischen Mythologie, die oftmals als alte Frau dargestellt wird. Sie reitet manchmal allein, manchmal, zusammen mit Arawn, der Herrscher der Anderswelt, begleitet von Arawns Hunden, – die walisischer Darstellung der Wilden Jagd, – während sie traurige und verlorene Seelen nach der Anderswelt Annwn jagen soll.
Die Mallt-y-Nos soll mit ihren durchdringenden Schreien und Klagen die Hunde vorantreiben, die oft als bösartig und niederträchtig beschrieben werden.
Es wurden verschiedene Interpretationen vorgeschlagen, um die Bedeutung ihres Namens zu erhellen. Wenn der erste Teil ‚Mallt‘ mit den Begriffen ‚mallter‘ oder ‚malltod‘ in Verbindung gebracht wird, könnte der Name als Fluch, verflucht, faul, verdorben oder verdammt verstanden werden. Das deutet dann auf „Fluch der Nacht“.
Darüber hinaus wird sie als ‚Nos Mallt‘ bezeichnet, und wenn diese Bezeichnung berücksichtigt wird, deutet sie auf Konnotationen von Albtraum, Nachtgespenst und nächtlichem Widersacher hin. Sollten diese sprachlichen Verbindungen weiterverfolgt werden, ist es plausibel, dass die Tradition um Mallt-y-Nos ihre Wurzeln in vor-normannischen Epochen hat.
Der Name Mallt-y-Nos wird erstmals in einem Gedicht von Taliesin Williams aus dem Jahr 1837 erwähnt, in dem sie als Verfolgerin der Seele eines hingerichteten Piraten dargestellt wird, begleitet von den ‚hageren Hunden von Annwn‘. In der Folge trat sie als Figur auf, begleitet von diesen gespenstischen Hunden, innerhalb des walisischen literarischen Kanons, und bis zum Ende des Jahrhunderts schien sie in die Folklore von Williams’ Glamorgan integriert zu sein, versehen mit einer Erzählung, die ihre Bedeutung erläutert.
Die Frage, inwieweit sie vor Williams‘ Zeit anerkannt war und ob ihre Ursprünge auf eine authentische Volkstradition zurückzuführen sind, bleibt jedoch eine schwierige zu klärende Angelegenheit. Bis heute wurden keine überzeugenden, quellenbasierten Antworten angeboten. Dennoch gibt es eine Empfehlung, die nicht wirklich über Vermutungen hinausgeht, aber erwähnenswert ist: Sie bezieht sich auf das Leben von Taliesin Williams, der 1787 in Cardiff geboren wurde, in der Nähe des Vale of Glamorgan, das sich im südöstlichen Teil von Wales befindet. Mehrere Hexengeschichten sind mit Glamorgan verbunden. Es ist möglich, dass entweder Taliesin Williams oder sein Vater einen Verweis auf eine lokale Legende aus ihrem Wohnort dokumentiert haben, die Mallt-y-Nos unter diesem Namen oder einer ähnlichen walisischen Bezeichnung beinhaltete. Dies könnte als Inspiration für einen Teil von Williams‘ epischem Gedicht über den Piraten Colyn Dolphin gedient haben.
Noch eine Bemerkung zum Aussehen der Mallt-y-Nos; Aus Williams Gedicht kann man ableiten, dass sie grauenhaft entstellt aussah. Das wird seitdem in etwa als Fakt übernommen. Wenn man sie aber versteht als eine Gestalt aus der Anderswelt ‚Annwn‘ wo Arawn herrscht, dann scheint es wahrscheinlich dass diese Negative Darstellung mit der Verteufelung der walisischen Mythologie zusammenhängt, in die auch der Herrscher Arawn viele negative Eigenschaften und Titel bekam, die über den traditionellen Titel „Herr der Unterwelt“ oder „Herr der Anderswelt“ hinausgingen.
Mit dem Aufstieg des Christentums auf den Britischen Inseln führte Arawns Verbindung zum Tod zu seiner Dämonisierung. Annwn, als die walisische Anderswelt, wurde dabei zu einem Ort für die Seelen der Verdammten, und Arawn, als ihr Herr, wurde zum Herrn der Verdammten. In ähnlicher Weise wurden die Hunde Arawns mit Höllenhunden in Verbindung gebracht, die die Geister der Verdammten jagen. Ähnlich wird es die Mallt-y-Noss gegangen sein.
In älterer, heidnischer Zeit aber mögen die Menschen in Wales sich die Gestalten ihrer Anderswelt viel positiver vorgestellt haben, sowohl nach Aussehen als nach Charakter.
Über die Mallt-y-Nos kann man lesen auf Seite 43 des Buches „Wilde Jagd und Wütendes Heer“ (ISBN: 9783848225811).
Was nun folgt, ist ein Teil dieses Gedichts des Taliesin Williams. Es ist der Teil, der sich mit der dämonisierter Mallt-y-Nos beschäftigt. Mit Hilfe von KI wurde es von mir vertont. Eine Übersetzung der englischen Liedtext gibt es unten zum Mitlesen.
Das gesamte poetische Werk „The Doom of Colyn Dolphin“ ist online frei verfügbar.
Während der Donner durch den Himmel grollte;
Und als sein Getöse noch lauter wurde,
Beobachtete er – ohne seine Gelassenheit zu verlieren –
„Die Dämonin bläst eine aufgewühlte Brise.“
Als der Himmel dröhnte und der Sturm fegte,
Verringerte sich die neugierige Menge schnell,
Und suchte froh ihre ruhigen Häuse auf;
Bis auf einen – deren Lebensweg, ungesegnet,
Sich von gesellschaftlichen Anlässen fernhielt:
Eine seltsame alte Frau – von magischem Ruf –
Unbekannt ihre Herkunft, ihr richtiger Name,
Oder wie sie ihr Leben bestritt.
Sie kam, während der Donner grollte,
Und der Sturm tobte, um Mitternacht,
In längst vergangenen Tagen; – doch als sie
Ihren ersten Atemzug tat, wusste kein Sterblicher davon.
Ihr Gesicht, als sie zum ersten Mal erschien,
War stark gezeichnet und tief gezeichnet;
Und die Zeit, die den menschlichen Körper zermürbt,
Hatte sie nicht angegriffen; – denn sie blieb immer dieselbe.
Jedes ihrer Gesichtszüge schien unverändert: Ihr böser Blick
Erhob sich nie, um den Himmel zu begrüßen.
Sie suchte nie die fröhlichen Anlässe;
weder genoß sie je die fleischliche Freuden;
Sie murmelte oft mit mürrischer Stimme;
Und die Bauern nannten sie – Malt-y-Nos.
In düstere Täler oder tiefe Höhlen
Kroch die alte Hexe bei Tageslicht;
Aber die Nacht gehörte ihr – und dann, so heißt es,
Wirkten ihre Zaubersprüche besonders stark.
Man sah sie nicht in der Menge,
Die sich zur Mitternachtsmesse bewegte;
Als der Priester betete, sah man sie nicht;
Auch sah man ihr furchterregendes Antlitz nicht,
Als ihr Wagen anhielt – doch als Colyn schließlich
Seine Hände ausbreitete,
Und unter dem vorherbestimmten Baum
Seine schweren Fesseln zerriß – da war sie!
Man glaubte, dass, als die Dämonenjagd
Den ätherischen Raum durchquerte,
Sich in ihrer vergänglichen Herrschaft freuend,
Sie sich ihren Verwandten anschloss – und verschwand;
Denn die Mallt-y-Nos war nie wieder
Die Hexe auf Erden, im Wald oder Tal.