Die Blända Sage

Der schwedische Blodberget – der Blutberg – verdankt seinen Namen einer alten Sage über eine Frau namens Blånda, Blända bzw. Blenda. Peter Rudebeck (1660-1710), ein ehemaliger Besitzer der Eisenhütte in Huseby (das heutige Huseby ist ein stattlicher, schlossähnlicher Herrensitz mit prächtigen Gärten und historischem Park, wo früher ein kleines Dorf war), schrieb die Legende auf und erzählte sie überall. Sie soll sich vor langer Zeit zugetragen haben, als dänische Truppen die Gegend um den Åsnen (ein See in Småland, Südschweden) angriffen. Blända rief die Frauen der Region zum Widerstand auf und versammelte sie an einem Ort namens Skäggalösa. Das entsprechende Dorf am Ostufer des Skatelövsfjords trägt diesen Namen noch heute (der Skatelövsfjord ist eine Bucht nördlich des Åsnensees in der Gemeinde Alvesta). Von dieser Sammelplatz zog die Gruppe weiter nach Norden.
Am Dansjön, einem See in der Gemeinde Alvesta in Småland, schlugen die Dänen eine kleine einheimische Armee und richteten ohne großen Widerstand Verwüstungen an, da die meisten Männer der Gegend zu dieser Zeit auf Kriegszug waren – Die Legende besagt, dass während der Herrschaft von Alle (angelsächsisch Ælla), dem König der Geaten, ein bedeutendes Ereignis stattfand, als der König selbst mit den Geaten einen Angriff auf Norwegen führte. König Alle versammelte nicht nur die West-Geaten, sondern auch die Süd-Geaten (oder Reit-Geaten) von Småland, was zu einem Massenexodus von Männern nach Norwegen führte und die Region anfällig für Angriffe machte.

Als Blenda und die Frauen aus dem Dorf Värend ankamen, erzählten sie den Dänen, wie sehr sie von den dänischen Männern beeindruckt waren, und luden sie die Dänen ein zu einem Festmahl auf der Heide Bråvalla. Dort begannen sie das dänische Heer mit Speisen und Getränken zu bewirten. Die Soldaten ließen sich Bier und Met reichlich schmecken und schliefen schließlich ein. Kurz darauf kamen die Frauen mit Sicheln und schnitten jedem Dänen die Kehle durch.


Nach dem Blutbad wuschen sich die Frauen an einer Stelle am See, die deshalb Blotviken – Blutbucht – genannt wurde. Der Hügel an dieser Stelle erhielt den Namen Blodberget – Blutberg. Auf dem Blodberget wurden früher auch Fruchtbarkeitsfeste gefeiert, bei denen man den alten Göttern huldigte.
Blända wurde für ihre Tat mit einem goldenen Feldzeichen ausgezeichnet. Das Feldzeichen wird noch heute in der roten Schärpe getragen, die Teil der Värendstracht ist. Den Frauen von Värend wurde auch das gleiche Erbrecht wie den Männern zugesprochen. Dies wurde durch mittelalterliche Erbteilungsurkunden bestätigt. Sie erhielten auch das Recht, am Hochzeitstag in voller Kampfmontur mit Pauken und Trommeln in die Kirche zu ziehen.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erließ König Karl XI. jedoch ein neues Kirchengesetz mit geänderten Ehe- und Erbrechten. Zu dieser Zeit wandte sich Peter Rudebeck an Erik Dahlberg, einen Freund des Königs, mit der Bitte, den Regenten an die Bländalegende zu erinnern. So blieb das Erbrecht der Värendsfrauen auch für die Zukunft erhalten.

Einige schwedische Forscher sind der Meinung, dass die Legende Ende des 17. Jahrhunderts von dem Regimentsquartiermeister Petter Rudebeck erfunden wurde. Sie wurde jedoch lange Zeit von der seriösen schwedischen Geschichtsforschung übernommen.
Die Geschichte verbreitete sich schnell in einer Reihe von Drucken, und als Olof von Dalin sie in seine Geschichtswerke aufnahm, erlangte sie sogar historische Autorität. Kritische Forscher glauben, dass Rudebeck die Geschichte nach dem Vorbild der antiken Geschichte von Philotis schrieb, einer Sklavin, der es auf ähnliche Weise gelang, ein Heer aus der Stadt Fidenae aufzuhalten, das Rom umzingelt hatte, als die Stadt durch die gallische Invasion 387 v.d.Z. geschwächt war.

Die Philotis Geschichte (sie wurde auch Tutola und Tutela genannt):
Nachdem die Römer während der Zeit der Latinerkriege im Jahr 387 v. Chr. eine Niederlage gegen die Gallier erlitten hatten, gerieten sie in große Schwierigkeiten. Die Latiner nutzten diese Situation aus. Ein römisches Heer unter der Führung von Camillus verfolgte die Gallier, um die Niederlage zu rächen. Die Zurückgebliebenen in der Stadt waren zu schwach, um die Stadt gegen weitere Angriffe zu verteidigen. Die Latiner unter Livius Postumius nutzten diese Gelegenheit und belagerten nun die Tore der Stadt. Durch einen Herold forderten sie eine größere Anzahl an Eheschließungen zwischen den beiden Völkern, um neue Verbindungen herzustellen, ähnlich wie es bereits zwischen Römern und Sabinern geschehen war. Die Latiner verlangten deshalb die Auslieferung einer größeren Anzahl an römischen Jungfrauen und Witwen als Garantie für den Frieden und die Freundschaft beider Völker. Die Römer stimmten jedoch einem Vorschlag von Tutola zu und schickten anstelle der römischen Frauen Mägde und Sklavinnen in den Gewändern römischer Matronen. Nachdem dieser Plan erfolgreich umgesetzt wurde, gab Tutola den Römern ein Zeichen in Form eines Signalfeuers von einem Feigenbaum, das weit genug vom Lager der Latiner entfernt war, aber so platziert wurde, dass die Römer es sehen konnten, um zu zeigen, dass die Latiner schliefen. Inzwischen hatten die vermeintlichen Römerinnen den schlafenden Latinern ihre Schwerter gestohlen. Nun griffen die verbliebenen römischen Männer die Latiner an, besiegten sie und töteten die meisten von ihnen.

Es wurden mehrere Versuche unternommen, die historische Plausibilität dieser Blenda-Legende zu beweisen. Johan Stiernhöök wollte die Ereignisse auf das 7. Jahrhundert datieren. Olof von Dalin vermutete, dass sich die Schlacht in den 1270er Jahren während eines Angriffs von Erik Klipping auf Småland stattfand. Sven Lagerbring ordnete das Ereignis mit Vorbehalt dem Einfall von König Sven Grates in Schweden in den 1150er Jahren zu; einige spätere Autoren nahmen an, dass es zur Zeit des Angriffs von Sigurd Jorsalafarare auf Kalmar im Jahr 1123 oder während der Kämpfe kurz vor dem Treffen der drei Könige in Konungahälla im Jahr 1101 stattfand.
Der wahrscheinlich von den Kritikern am meisten geschätzte Ursprung der Legende wurde von Carl Johan Schlyter dargestellt, der glaubte, dass die Geschichte erfunden wurde, um die Einführung des gleichen Erbrechts in Värend zu erklären.

Blendas Name wurde jedenfalls zum ersten Mal schriftlich erwähnt, als in den Vorlagen der 1680er und 1690er Jahre bei der Rechtskommission das gleiche Erbrecht geschützt werden sollte. Auch wurden sie als Argumente gegen das Verbot der Verwendung von Trommeln bei Hochzeiten durch das neue Kirchengesetz genannt.

Gunivortus

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