Weißt du, wo der Hammer hängt - Eine Skaldengeschichte

Ausgedacht von Gunivortus Goos als Beitrag zum „Skaldenabend“ des Eldaring-Stammtisches Rhein-Main-Taunus „Fafnirs Hort“, gehalten im April 2023
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Wütend war damals der Wingthor, als er aufwachte und seinen Hammer vermisste;
den Bart begann er zu schütteln, das Haar begann er durcheinander zu werfen.
Jörds Sohn fing an, um sich zu tasten.
Tja, da drängt sich doch die Frage auf
Wie ist Thors Hammer zu Thrym gekommen?
Wer Lust hat, schreibe bitte eine Geschichte / ein Lied/ ein Gedicht (…) – bitte dabei drauf achten, dass der Beitrag vorgetragen maximal fünf Minuten lang ist. Beim Stammtisch-Skaldenabend im April 2021 werden die Werke dann vorgetragen – jede/r Teilnehmer/in darf sich danach den Ehrentitel „Skalde von Fafnirs Hort 2021“ anheften. Ich freu‘ mich jetzt schon auf Eure Beiträge!
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Hier fängt meine Geschichte dann an
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Weißt du, wo der Hammer hängt
von Guus
Trimmie war zwar ein junger Riese, aber innerhalb dieser Gattung war er recht kleinwüchsig und so war auch sein Geist. Schlau oder sogar intelligent konnte man ihn wirklich nicht nennen. Als er aber älter wurde, begannen auch bei ihm die Säfte in seinen Körper schneller zu fließen, sobald er eine weibliche Riesin oder Asin oder Wanin sah. Die aber hatten andere Sachen im Kopf und Blut als den Bund des Lebens mit einem Rieslein einzugehen.
Und so kam dann sein Blut wieder in Wallung, als er zum ersten Mal dabei sein durfte, als Asen, Wanen und Riesen ihre jährliche Grillparty auf dem Todesstrand hielten. Nebenbei: sie hatten genau diesen Todesstrand ausgewählt, weil er so nah an der großen Halle der Göttin Hel und ihrer verstorbenen Geschöpfe lag. Sie wollten diese dort einfach ein wenig necken, indem die herrlichen Düfte des Gegrillten durch Hels Halle zogen und sie das dann dort nicht riechen konnten … Toten haben ja keinen Geruchssinn mehr.
Aber gut, als Trimmie dann sah, wie die schone Wanin Freyja sinnlich mit ihren Hüften schwingend direkt an ihm vorbeiging, da schlugen seine Sinne durch und er sprach Freyja an, freilich auf seiner sehr einfachen Art:
„Magst Du mit mir ins Bett? Dann lege ich für dich eine extra Wärmflasche dazu.“ Freyja war etwas überrascht. Nicht wegen des Vorschlags, das musste sie sich fast täglich anhören, sondern weil es von einem nicht einmal ausgewachsenen Zwergriesen kam.
Sie musste schmunzeln, und mit ihrer dunklen, sinnlichen Stimme hauchte sie zu ihm: „Aber Junge“, und dabei blickte sie herunter zu der Stelle, an der bei einem Mann seine wichtigsten Teile hingen, „weißt Du denn überhaupt schon, wo der Hammer hängt?“ Trimmie nickte eifrig. Er wusste zwar nicht, was sie meinte, aber ja nicken sei doch immer gut, meinte er.
Freyja machte sich einen Spaß aus der Situation. Alle Umstehenden lauschten inzwischen breit grinsend, taten aber, als ob sie gar nichts bemerkten.
Sie sagte: „Nun, wenn Du mir dann den Hammer zeigst, werde ich mal darüber nachdenken.“ Zum Erstaunen aller machte Trimm nicht die Hose auf, sondern rannte weg und war schnell außer Sicht.
Er rannte schnurstracks zu Thors Halle, wo der Hammer Mjölnir an der Wand neben dem Thron hing. Weil weiter niemand da war, es war ja Grillfete, konnte Trimmie ungehindert den Hammer von der Wand nehmen und rannte dann zurück zum Todesstrand, wo noch immer herrliche Grilldüfte Richtung Helheim waberten.
Vom Weiten schwang er schon Thors Hammer und rief laut:
„Ich habe ihn, hab den Hammer, guck, guck, hier ist der Hammer. Ich wusste, wo er hing.“
Die ganze Truppe lag flach vor Lachen, dann aber sagte Thor: „Jetzt gib mir den Hammer zurück.“ Und er lief auf Trimmie zu.
Der rannte aber weg, und schrie: „Nein, nein, erst Freyja, erst Freyja ins Bett. Hammer, Hammer!“ Thor versuchte vergeblich dem Kleinen seinen Hammer abzunehmen, der rannte aber so schnell weg, dass er innerhalb von wenigen Momenten außer Sicht war. Er ging direkt nach Hause, wo er den Hammer unter seinem Bett verbarg.
Und dann fing die Geschichte aus der Edda an, wie Thor doch wieder zu seinem Hammer kam.