Jólakötturinn
oder
Die Legende von der Julkatze

von Gunivortus Goos
© Gunivortus Goos
Dieser Artikel ist die Verwirklichung und der Abschluss eines Projekts auf meiner To-Do-Liste, das seit mindestens zwei Jahrzehnten gewartet hat. In diesen Jahren wurden nach und nach und nebenbei Informationen aus verschiedenen Quellen gesammelt, die im Folgenden verwendet werden, um diesen Artikel anzubieten.
Ich wünsche viel Spaß damit.
Eines der Dinge, die Weihnachten bzw. Jul in Island von den meisten anderen westlichen Ländern unterscheiden, ist das Fehlen eines Weihnachtsmannes. An seiner Stelle gibt es 13 Jul-Männer, ihre Troll-Eltern und … die Julkatze.
Notiz: Das isländische jólahátíð bedeutet Julzeit, was oft mit Weihnachten bzw. Weihnachtszeit übersetzt wird. In diesem Artikel wird Jul beibehalten.
Die Geschichte der Julkatze oder, wie sie auf Isländisch heißt, Jolakotturinn, soll im Mittelalter entstanden sein, obwohl die ältesten schriftlichen Versionen der Geschichte aus dem 19. Jahrhundert stammen. Das Fehlen älterer Quellen für die Weihnachtskatze sagt jedoch nicht viel aus, da die Quellen für jegliche Art von Populärkultur in der Vergangenheit eher begrenzt sind.
Die Geschichte erzählt, dass die Arbeitgeber des Mittelalters ihre Angestellten für ihre harte Arbeit jedes Jahr zu Weihnachten mit neuen Kleidern und Schuhen belohnten. Wenn man jedoch faul war und nicht mit neuen Kleidern belohnt wurde, kam die Julkatze und fraß einen. Eine neue Wendung der Geschichte ist, dass man nicht gefressen wird, wenn man jemandem neue Kleidung schenkt. Die Geschichte ist offensichtlich für Kinder gedacht, um sie zu ermutigen, produktiv zu sein und Faulheit zu vermeiden.
Die Legende von der Julkatze ist eine Weihnachtsgeschichte, die auch heute noch gefeiert und isländischen Kindern erzählt wird. Jedes Jahr wird eine große Julkatze auf dem Laekjartorg-Platz in Reykjavik aufgestellt.

Die Julkatze wird mit einer besonderen Gruppe übernatürlicher Wesen in Verbindung gebracht, die Menschen, die sich ein wenig mit der nordischen Mythologie auskennen, vielleicht als sehr bekannt wiedererkennen.
Die zentrale Figur dieser Gruppe ist Grýla, die als eine dunkle, verdrehte Version des Weihnachtsmanns verstanden werden kann. Im nachmittelalterlichen isländischen Volksglauben ist Grýla eine furchterregende Unholdin oder Trollfrau, die Mutter der dreizehn Julburschen. Sie lebt in den Bergen Islands, ihre Behausung soll eine riesige Höhle sein. Sie ist keineswegs eine nette Mutter dieser Julburschen, die Kekse backt und für Wärme und Sicherheit sorgt, sie ist eher wie der Krampus (eine dämonische, furchterregende Gestalt aus dem Alpenraum, die möglicherweise aus vorchristlicher Zeit stammt und mit dem Heiligen Nikolaus in Verbindung gebracht wird). Es heißt, sie sei ein grausames Jul- oder Weihnachtsmonster, das nur zu dieser Zeit auftaucht.
Sie kommt jeden Heiligabend aus ihren Bergen und verschlingt Seite an Seite mit der Julkatze unartige Kinder. Der Ursprung von Grýla, die mit dem Troll Leppalúði verheiratet ist, ist fast so unklar wie der der Julkatze, aber er ist offenbar im Mittelalter und sogar darüber hinaus verwurzelt. In der Sturlunga Saga wird der Name Grýla mehrfach erwähnt, wobei er sich offenbar eher auf eine bestimmte Figur als auf eine Art bezieht. In einer þula (eine Art gereimter Vers), die Snorri Sturlusons (1179-1241) Skáldskaparmál („Sprache der Poesie“) beigefügt ist, wird Grýla neben anderen Trollfrauen genannt. Obwohl der Begriff Troll äußerst vage ist und keine einheitliche Spezies bezeichnet, besteht Einigkeit über bestimmte Merkmale der Trolle: Sie sind immer hässlich, unmenschlich stark, lüstern und kannibalisch. Es ist fast schon ein literarischer Topus in den Sagen, dass Helden von Trollfrauen in Versuchung geführt werden und ihnen ständig davon abgeraten wird, mit ihnen zu schlafen oder ihr Essen zu teilen.
Manche sagen, Gryla sei nur eine Art Schreckgespenst, das es genießt, Menschen Angst einzujagen. Andere Geschichten stellen sie in einer viel dunkleren Form dar, in denen sie jagt und tatsächlich Kinder frisst, die sich nicht anständig benommen haben. Sie findet sie, steckt sie in ihren großen Sack, trägt sie in ihre Höhle in den Bergen und kocht sie in einem großen Kessel, bevor sie sie verspeist.
In Island ist sie genauso berühmt als Mutter der Julburschen und hat die Julkatze als Haustier.
Grýla war bereits verheiratet, bevor sie ihren jetzigen Ehemann Leppalúði kennenlernte. Der Name ihres ersten Mannes war Boli. Sie hatten eine Menge Kinder. Boli war auch ein Kannibale wie Leppalúði. Als Boli an Altersschwäche starb, begegnete Grýla darauf Leppalúði.
Grýla war nicht alt, obwohl sie so viele Kinder hatte, denn eine Erzählung in der Folklore von Jón Árnason berichtet, dass Grýla und Leppalúði zusammen zwanzig Kinder hatten und dass Grýla 50 Jahre alt war, als sie die letzten Kinder, Zwillinge, von Leppalúði bekam. Die Zwillinge starben, als sie noch in der Wiege lagen.

Grýla sieht aus wie ein weiblicher Teufel. Sie hat Hörner auf dem Kopf, gespaltene Hufe als Füße und 15 Schwänze! Sie hat ein ausgezeichnetes Gehör und kann hören, wenn Kinder unartig sind. Die Kinder in Island haben seit Generationen Angst vor Grýla und tun alles, um nicht in ihrem Sack zu landen. Zum Glück kann Grýla gute, ruhige Kinder nicht fressen.
Grýlas gibt es auch auf den Färöer-Inseln und ein eng verwandtes Ungeheuer gibt es in Irland. Sie ist eng verwandt mit der Angst vor dem Hunger in der kargen Winterzeit: Sie ist immer hungrig, und sie droht, die Kinder, freilich die Unartigen, zu entführen. Während die Julburschen in den letzten Jahrhunderten in den Geschichten sanfter wurden, blieb Grýla böse und hielt die alte Tradition der bösen Weihnachtsgeister am Leben. In alten Geschichten hat sie viele Köpfe, Augen am Hinterkopf, einen Bart, Reißzähne, zu dem Schwanz und Hufe – also auch nach Aussehen ein echtes Ungeheuer.
Gryla war für Kinder ein so schreckliches Bild, dass das isländische Parlament im 18. Jahrhunder verbot, Kinder mit dem Verschlingen durch Gryla zu bedrohen, stattdessen bekamen sie verfaulte, stinkende Kartoffeln in die Stiefel gesteckt, wenn sie sich nicht benommen hatten.
Leppalúði, der Ehemann von Grýla, ist ebenfalls ein Troll. Er soll nicht so hässlich aussehen wie Grýla, aber das ist höchst unsicher. Beide sind, abgesehen von den Julburschen, Eltern von zwanzig Kindern. Es gibt 13 solche Burschen, aber es gibt dazu ältere Zahlen, die höher sind. Und in der Folkloresammlung von Jón Árnason gibt es ein Gedicht, das weitere 19 Kinder von Grýla beschreibt.
Und Leppalúði hatte einen außerehelichen Sohn namens Skröggur. Er bekam diesen Sohn von einem Mädchen, das Grýla pflegte, während sie ein ganzes Jahr lang krank und bettlägerig war. Leppalúði konnte sich nicht um Grýla und ihren großen Haushalt kümmern, also stellte er dieses Mädchen namens Lúpa ein. Als Grýla sich von ihrer Krankheit erholt hatte, war sie wütend, als sie erfuhr, dass Lúpa ein Kind von Leppalúði hatte. Darauf vertrieb sie Lúpa und Skröggur aus ihrem Zuhause.
Eigentlich wird Leppalúði als fauler Trollmann beschrieben, der keine andere Funktion hat, als Grýlas Ehemann und Handlanger zu sein. Tatsächlich wird er nie erwähnt oder abgebildet, es sei denn, er ist zusammen mit Grýla auf der Jagd.
Die Julburschen, eine Übersetzung des isländischen „Jólasveinar“ (oft auch „Weihnachtsburschen“ genannt), sind die berühmtesten Nachkommen dieses schrecklichen Trollpaares und werden als sehr schelmisch und ungezogen beschrieben. Und wer wäre das nicht, wenn er von zwei furchterregenden Trollen wie Grýla und Leppalúði aufgezogen wird? Historisch gesehen waren die Julburschen weitaus gemeiner und bösartiger, aber ab dem 18. und dann vor allem im 19. Jahundert wurden sie deutlich freundlicher. Ein königlicher Erlass aus dem 18. Jahrhundert über religiöse Praktiken und häusliche Disziplin verbot es den Eltern, ihre Kinder zu disziplinieren, indem sie ihnen mit Schauergeschichten über Monster wie den Weihnachtsburschen Angst einjagten. Die Julburschen behielten ihre alten Gewohnheiten bei, nämlich Unfug zu treiben und Diebstähle zu begehen, aber ihr Aussehen veränderte sich. In alten Geschichten werden sie als Ungeheuer beschrieben, die kaum Ähnlichkeit mit Menschen haben, doch im 19. Jahrhundert nahmen sie menschliche Gestalt an.
Die Merkmale der Julburschen, die sich in ihren Namen widerspiegeln, geben einen weiteren Hinweis auf ihren Ursprung als Erinnerung daran, dass die Menschen im Winter auf die Knappheit der Lebensmittel achten müssen. Würste, geräucherte Lammkeulen, Skyr und Milch können auf mysteriöse Weise verschwinden, wenn sie nicht gut bewacht werden. Für das Verschwinden waren die Julburschen verantwortlich.
Die einzelnen Julburschen sind:

Schafsschreck (Stekkjastaur) ist der erste Julbursche, der ankommt. Er hat Holzbeine und braucht für seinen Weg …aus den Bergen einen Wanderstock. Er ist ein Schelm wie seine Brüder und seine Aufgabe ist es, zu den Nebengebäuden zu gehen, die Schafe zu finden und ihre Milch zu stehlen.
Schaumschuft (Giljagaur) kam an zweiter Stelle. Er kam den Berg durch die Schlucht hinunter. Seine Spezialität ist es, in den Stall zu gehen und die Milch von den Kühen zu stehlen.
Heute gibt es ein Bier namens Giljagaur. Ob es wohl nach Milch schmeckt?
Knirps (Stúfur) ist der dritte Julbursche. Er hat nichts zu bieten, außer dass er klein ist, sehr klein. Deshalb ist er auch der Lieblingsjunge der Kinder. Oh, und er hat sich die Pfanne aus der Küche geschnappt und die verbrannten Stücke am Boden abgekratzt, denn das sind seine Lieblingsstücke. Jede Küche sollte einen Stúfur haben, der beim Reinigen der Pfannen hilft!
Löffellecker (Þvörusleikir) ist der vierte, ein großer und schlanker Junge. Er erscheint am 15. Dezember und geht am 28. wieder nach Hause. Über ihn wird erzählt, dass er früher liebend gern am Daumen gelutscht hat. Aber heute schnappt er sich im Nu jeden Kochlöffel und schleckt ihn blitzeblank ab. Er ist zwar dämlich, aber gleichzeitig auch liebenswürdig.
Topf-Schaber (Pottaskefill) ist der fünfte. Er erscheint am 16. Dezember und geht am 29. wieder nach Hause. Er hat eine sehr lange Zunge und damit leckt er mit großen Geschick die Kochtöpfe aus. Milchreis hat er am liebsten. Wenn die Kinder zur Tür rennen, um zu sehen, wer zu Besuch kommt, schleicht er sich in die Küche und hat sich im Handumdrehen den Topf geschnappt und ihn sauber geleckt.
Schüssel-Lecker (Askasleikir) ist der sechste. Er kommt am 17. Dezember zu den Siedlungen der Menschen und geht am 30. wieder nach Hause. Um Nahrung zu bekommen, leckt er die „askur“-Schüssel sauber. Askur war ein traditioneller Essensbehälter, den die Menschen in früheren Zeiten benutzten. Sie war aus Holz und hatte einen Deckel. Wenn die Menschen ihre Mahlzeit beendet hatten, stellten sie den Askur gewöhnlich unter ihr Bett, wo die Hunde ihn sauber leckten. Deshalb versteckte sich der Schüssel-Lecker unter das Bett und wartete dort auf seine Mahlzeit.
Der Tür-Knaller (Hurðaskellir) ist der 7. isländische Julbursche. Er erscheint am 18, Dezember und verschwindet wieder am 31. Er hat die lästige Angewohnheit, jede Tür, die er sieht, zuzuschlagen. Wenn die Leute in der Nachmittagsdunkelheit ein Nickerchen machen wollen, lauert er ihnen auf und schlägt dann die Tür besonders fest zu, wenn sie gerade eingeschlafen sind. Auf seinem Gesicht liegt dann ein breites Grinsen.
Skyr-Schlund (Skyrgámur), der achte, kommt am 19. Dezember und verlässt den Menschen wieder am 1. Januar. Er liebt den Skyr. Früher wurde der Skyr in der Speisekammer in großen Holzbehältern aufbewahrt und reichte monatelang. Der Skyr-Schlund schlich sich in die Speisekammer, brach den hölzernen Deckel auf, nahm viele Hände voll Skyr und aß und aß, bis er fast platzte.
Wurst-Räuber (Bjúgnakrækir) ist der neunte Julbursche. Er erscheint am 20. Dezember und verschwindet wieder am 2. Januar. Er mochte Würste liebend gerne, vor allem die „Bjúgu“, eine große Wurst aus Lamm- oder Pferdefleisch, die auf dem Dachsparren geräuchert wurde. Er saß auf den Dachsparren und wartete auf die Gelegenheit, sich die Wurst zu schnappen und sie ganz zu essen.
Der Fenster-Gucker (Gluggagaegir), der zehnte, ist sicherlich der durchtriebenste der Julburschen. Am 21. Dezember fängt sein Wirken an und am 3. Januar ist das wieder vorbei. Er schleicht sich an die Fenster der Leute heran und späht durch sie hindurch, vor allem in der Nacht. Wahrscheinlich ist er auf der Suche nach Dingen, die er später stehlen kann.
Türschlitzschnüffler (Gattathefur), der 11. Bursche, erscheint am 22. Dezember und er geht am 4. Januar wieder nach Hause. Er hat eine riesige Nase und riecht den Duft der köstlichen Weihnachtsspeisen wie Spitzenbrot und geräuchertes Lammfleisch bis hinauf in die Berge. Dann erschnüffelt er sich den Weg hinunter zu den Bauernhöfen, wo er versucht, einen Happen zu ergattern.
Keulen-Klauer (Ketkrókur), der 12., ist kein gewöhnlicher Julbursche, der allen braven Kindern die Geschenke durch den Schornstein bringt. Nein, er klettert mit seinem Haken auf das Dach und schnappt sich durch den Schornstein ein Stück geräuchertes Lammfleisch, das am Räuchergestell hängt. Lammbraten ist ein traditionelles Gericht am 23. Dezember. Für ihn wie für die anderen isländischen Julburschen geht es in der Weihnachtszeit mehr ums Nehmen als ums Geben. Er fängt am 23. Dezember an und am 5. Januar verschwindet er wieder.
Der Kerzen-Schnorrer, (Kertasníkir) ist der 13. und letzte Julbursche. Er kommt am 24. Dezember und geht am 6. Januar wieder nach Hause. Er hat es insbesondere auf Kerzen abgesehen, die in den Häusern angezündet werden. Er lauerte den kleinen Kindern auf und versuchte, ihnen die Kerzen zu entreißen, die in früherer Zeit sehr wertvoll waren. Früher waren Kerzen ein übliches Weihnachtsgeschenk. Heute jedoch schenken die Kinder dem Kerzendieb gerne eine oder zwei Kerzen.
Außer in Dezember kommen die 13 Trollsöhne kaum aus der Trollhöhle heraus. Nur in der Dezemberzeit lässt Mutter Grýla einen nach dem anderen aus der Höhle vom Bergland in die Siedlungen der Menschen wandern. Erst wenn der letzte am 6. Januar wieder in die Berge zurückkehrt ist, geht auch die Julkatze dorthin zurück. Sobald am 6. Januar (Dreikönigstag) der letzte der Trollfamilie in den Bergen verschwunden ist, wird ein großes Lagerfeuer angezündet und wieder ein Feuerwerk angezündet, genau wie an Silvester.
Obwohl sie den Kannibalismus nicht von ihrer Mutter geerbt haben, waren die isländischen Weihnachtstrolle wegen ihres gruseligen und abstoßenden Verhaltens bei Kindern immer noch sehr gefürchtet. Selbst die Erwachsenen in Island glaubten vor der Industrialisierung weitgehend an Trolle, so dass viele vorsichtig waren zu zweifeln, ob an den Erzählungen über diese Julburschen etwas Wahres dran war.
Obwohl jeder Julbursche seine eigenen Macken hatte, wiesen alle die gleichen Merkmale von Trollen auf. Sie waren riesige, schmutzige, unintelligente Kreaturen, humanoid und bestialisch gleichermaßen, die nur in den Stunden der Nacht agieren konnten, weil die Sonne sie am Tag zu Stein werden ließ wenn sie sich nicht versteckten.
Zurück jetzt zur Julkatze .…

Grýla und Leppalúði besitzen die Jul- oder Weihnachtskatze, eine schreckliche große Katze, die in der Weihnachtsnacht auf der Lauer liegt und Menschen frisst, die keine Kleidung als Weihnachtsgeschenk bekommen hatten. Man solltest also besser solche Weihnachtsgeschenke besorgen, wenn man nicht möchte, dass die Weihnachtskatze einen frisst!
Aus alten Quellen ist auch bekannt, dass es als besonders schlimm galt, zu Weihnachten keine neuen Kleider zu bekommen. Die Julkatze und der damit verbundene Glaube sind möglicherweise aus der keltischen Welt über die Shetlands und Norwegen nach Island gelangt, und zwar auf ähnliche Weise wie andere besser dokumentierte Traditionen.
Während die Julkatze ursprünglich eine mündlich überlieferte Volkserzählung war, wurde sie durch ein Gedicht des Dichters Jóhannes úr Kötlum (1899-1972) berühmt, in dem eine riesige und sehr gefährliche Katze beschrieben wird, die in der Weihnachtszeit durch die verschneite Landschaft streift und Menschen statt Mäuse fängt. In der Übersetzung des isländischen Originaltextes heißtt es:
Du kennst die Julkatze
– Diese Katze ist sehr groß.
Wir wissen nicht, woher sie kommt
noch wohin sie gegangen ist.
Er hat seine Augen weit geöffnet
die beide hell leuchten.
Es war nichts für Feiglinge
in sie zu schauen.
Ihr Haar war scharf wie Nadeln
ihr Rücken war hoch und wulstig
und die Krallen an ihren haarigen Pfoten
waren kein schöner Anblick.
Deshalb beeilten sich die Frauen
mit Webstuhl und Spinnrocken
und strickten bunte Kleider
oder eine kleine Socke.
Denn die Katze konnte nicht kommen
und die kleinen Kinder holen,
Wenn diese neue Kleider
von den Erwachsenen bekamen.
Wenn die Lichter an Jul angezündet wurden
und die Katze hineinschaute
standen die Kinder aufrecht und mit roten Wangen
mit ihren Geschenken.
Sie wedelte mit ihrem kräftigen Schwanz,
sie sprang, kratzte und fauchte
und war entweder im Tal
oder draußen auf der Landzunge.
Sie lief umher, hungrig und gemein
im schmerzhaft kalten Weihnachtsschnee
und entflammte die Herzen mit Angst
in jeder Stadt.
Wenn man draußen ein leises „Miau“ hörte
dann war ein Unglück zu erwarten.
Alle wussten, sie jagte Menschen
und wollte keine Mäuse.
Sie verfolgte die ärmeren Leute
die keine neuen Kleider bekamen
zu Weihnachten – und die lebten
in ärmlichsten Verhältnissen.
Von ihnen nahm sie zur gleichen Zeit
ihr ganzes Weihnachtsessen
und aß sie auch, wenn sie konnte.
Deshalb wetteiferten die Frauen
zu spinnen und zu weben
und strickten bunte Kleider
oder eine kleine Socke.
Einige hatten eine Schürze bekommen
andere hatten neuen Schuhe bekommen
oder irgendetwas anderes, was nötig war.
Aber das war genug.
Denn die Katze konnten niemanden essen
der ein neues Kleidungsstück bekommen hat.
Sie fauchte mit ihrer hässlichen Stimme
und rannte davon.
Ob es sie noch gibt, weiß ich nicht.
Aber umsonst wäre ihre Reise
wenn jeder zu Weihnachten ein neues
Kleidungstück bekäme.
Ihr solltet es euch merken
zu helfen, wenn Not am Mann ist.
Denn irgendwo gibt es vielleicht Kinder,
die gar nichts bekommen.
Vielleicht ergibt deine Suche nach denen,
die unter dem Mangel an reichlich Licht leiden
dir eine glückliche Saison
und frohe Weihnachten.
Die Sängerin Björk sang dieses Lied in 1983 auf isländisch
https://www.youtube.com/watch?v=3Wk3EU8muMM
Während die 13 Julburschen einer nach dem anderen ins Hochland aufbrechen, treibt sich die Julkatze die ganze Zeit zwischen den 12. Dezember und den 6. Januar in den Wohnorte der Menschen herum, vor allem direkt nach den Festtagen.
Wie die Julburschen ist auch diese Katze ganz vernarrt in Kinder. Aber aus einem ganz anderen Grund: Sie schmecken so gut!
Deshalb sollte man aufpassen, ihr nicht zu nahe zu kommen. Denn wer zu Weihnachten keine Kleidung bekommen hat, ist ein leichtes Opfer für die Jólakötturinn. Aus diesem Grund bekommen isländische Kinder zu Weihnachten immer Kleidung geschenkt – was in den kalten Wintermonaten sehr nützlich ist.
Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen über die Julkatze stammen aus dem 19. Jahrhundert, aber sie scheint eng mit dem skandinavischen Glauben an die Weihnachtsziege verwandt zu sein. Der Geschichte zufolge, wie schon erwähnt, schnappt und frisst die Julkatze Kinder, die zu Weihnachten keine neuen Kleider bekommen. Dieser Glaube hängt wahrscheinlich mit dem traditionellen Brauch der Bauern zusammen, ihren Knechten jedes Jahr zu Weihnachten neue Kleidung zu geben. Die Vorstellung von der Julkatze hängt wahrscheinlich auch mit dem Druck zusammen, alle Web- und Strickarbeiten vor den Feiertagen abzuschließen.
Die Geschichte ist vermutlich als Arbeitsanreiz entstanden. In Island war die Verarbeitung von Wolle eine der wichtigsten Tätigkeiten, und die Menschen wollten einen Anreiz für die Arbeiter schaffen, die Herbstwolle vor Weihnachten fertig zu verarbeiten. Diejenigen, die sich an der Arbeit beteiligten, sollten mit neuen Kleidern belohnt werden, aber diejenigen, die dies nicht taten, gingen leer aus und wurden von der monströsen Katze geplagt.
Diese Geschichten basieren auf isländischen Volkserzählungen, die vielleicht viele Jahrhunderte zurückreichen. Sie haben sich im Laufe der Jahre verändert, aber sie haben die Menschen von Generation zu Generation zu Tode erschreckt.
Zum Glück haben die Menschen in den letzten Jahrzehnten erkannt, dass es eine gute Sache ist, Kinder und Arme freundlich zu behandeln! Infolgedessen sind die Julburschen und Grýla etwas weicher geworden. Die Julburschen sind jetzt eher tollpatschig, albern und lustig statt verschlagen und böse, und Grýla hat aufgehört, Kinder zu essen, da sie jetzt Veganerin ist! <sic!>
Doch die Weihnachtskatze ist immer noch dieselbe, sie frisst dich immer noch, wenn du nicht mindestens ein neues Kleidungsstück vor Weihnachten bekommst.
Früher wurde die Katze benutzt, um die Leute zu überreden, die Strümpfe oder Handschuhe vor Weihnachten fertig zu stricken, damit die Weihnachtskatze nicht kommt. Heute wird sie jedoch anders eingesetzt, nämlich um Kinder davon zu überzeugen, dass die Wollsocken, die sie von Oma zu Weihnachten bekommen haben, eine gute Sache sind, weil sie sie davor bewahrt haben, von einer furchterregenden Riesenkatze gefressen zu werden!
Einige Historiker sehen Parallelen zur Julkatze in der Vielfalt der Wesen, die den Heiligen Nikolaus in vielen europäischen Ländern traditionell begleiten. Dies wird oft als Ursprung der skandinavischen Weihnachtsziege oder julebukk vorgeschlagen. Ursprünglich stand die Ziege wahrscheinlich für den Teufel und ist damit ein enger Verwandter des alpinen Krampus. Genau wie Ziegen wurden auch Katzen, insbesondere schwarze Katzen, mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Möglicherweise gibt es einen direkten Bezug zum duivekater, einem niederländischen Weihnachtsbrot, und zum lussekatt, einem schwedischen Gebäck. Es gibt die Hypothese, dass die Julkatze ihren Ursprung in der katholischen Zeit hat, als der Schutzpatron der Reisenden und Fischer in Island sehr beliebt war, wie die vielen ihm geweihten Kirchen zeigen.
Zum Abschluss noch eine Geschichte…..
Grýla und Jólakötturinn – Die Julkatze
Von Heidi Herman-Kerr (posted on https://inlus.org)
Nacherzählt von Gunivortus
In einer kalten Winternacht war Gryla unterwegs, um ihre Tasche mit ein paar bösen Kindern zu füllen. Sie hatte vor, in der nächsten Woche Besuch zum Abendessen zu bekommen und wollte ihren Böse-Kinder-Eintopf servieren.
Ihr Haustier lief neben ihr her. Das hässliche kleine Tier hatte seine ganz eigene Art, die faulsten Kinder aufzuspüren. Jeden Herbst lauerte es nach dem Schafauftrieb auf die Schur.
Gryla schickte es immer los, um Wolle zu stehlen, damit sie ihre eigenen Schafe nicht scheren musste. Gryla webte viele Kleider mit magischen Schutzzaubern und brauchte viel Wolle. Die Katze hielt Ausschau nach unbewachten Säcken Wolle und stahl so viele wie möglich. Sie bemerkte, dass jeder, der bei der Schur half oder die Wolle zu Garn oder Stoff verarbeitete, kurz vor Weihnachten mit neuen Kleidern belohnt wurde. Deshalb suchte Grylas Katze gerne die Kinder, die zu Weihnachten keine neuen Kleider bekamen, weil sie am faulsten waren. Alles, was er um Weihnachten herum zu tun hatte, war, diejenigen zu suchen, die alte Kleidung trugen. Aus diesem Grund wurde er bald als Jólakötturinn (yola-cut-ter-rin), die Julkatze, bekannt.
In dieser Winternacht hatten Gryla und die Julkatze die Häuser von zwei faulen Kindern besucht, sie aus ihren Betten gestohlen und sie in Säcke gesteckt, die Gryla über der Schulter trug. Sie war müde und beschloss, heute Nacht nur noch eines einzusammeln, und das würde einen guten Eintopf für ihr Gäste-Essen ergeben. Sie stapften weiter und erreichten bald das kleine Haus am Fuße des Berges. Jólakötturinn sprang auf das Torfdach hinauf und dann hinunter in das hölzerne Rauchloch. Sie sprang auf den Tisch im Haus und stieß mit seiner Nase das Fenster auf, damit Gryla hineingreifen konnte.
Die Katze sprang nach draußen, als Gryla nach dem schlafenden Kind griff und es mit einer langen, knochigen Hand hochhob. Die Augen des kleinen Mädchens flogen auf, und es wusste sofort, dass es der schreckliche Oger Gryla war, der gekommen war, um sie zu entführen. Bevor sie eine Warnung ausstoßen und den Haushalt aufwecken konnte, hatte Gryla sie durch das Fenster gezerrt und war die Straße hinuntergerannt, das kleine Mädchen unter den Arm geklemmt. Ihre langen Trollbeine machten riesige Schritte, und in kürzester Zeit waren sie mehrere Meilen vom Bauernhaus entfernt.
Damit ist dieser Artikel über die Julkatze beendet.
Wer mehr über diese Katze und den Haushalt, zu dem sie gehört, erfahren möchte, sollte einfach die Stichworte für eine Websuche verwenden.
Audio Links:
GRYLA – a seasonal Icelandic folk tale (een IJslands volksverhaal)
https://www.youtube.com/watch?v=vWqCswodarQ
Höre die Julkatze:
https://www.youtube.com/watch?v=Zdk5MeKmMvw